Geschichte 6
Wie ich zu meiner vierten Familie kam
Eine Reise mit einem alten Herrn, der nach 46 Jahren seine Familie wieder finden wollte. Der aber vor langer Zeit schon sein Sprachzentrum verloren hatte und deshalb nicht reden konnte, auch nicht über seinen allergrößten Wunsch. Und der auf dieser Reise vor lauter Glück beinahe gestorben wäre. Eine Geschichte, wie sie nur das wirkliche Leben schreiben kann
Win ist einfach aufgetaucht in Berlin – keiner aus der kleinen burmesischen Exilcommunity weiss so recht, woher er kam, was er die vergangenen Jahrzehnte gemacht hatte. In einer Stahlgiesserei, so sagt man sich, hat er wohl lange Jahre gearbeitet, irgendwo in Westdeutschland. Kurz nach seiner Ankunft in der Stadt jedenfalls erlitt Win einen bösen Schlaganfall, der ihm die Sprache und einen grossen Teil seiner Souveränität und Wendigkeit nahm.
So kam es, dass sich mein Vater, ebenfalls Exilburmese, und einige andere seiner annahmen – ganz so wie es gang und gäbe ist im südostasiatischen früheren Burma und heutigen Myanmar. Sie kümmerten sich um seine alltägliche Korrespondenz mit Ämtern und Vermieter, um Arztbesuche und sein allgemeines Wohlbefinden. Schauten zweimal in der Woche bei ihm vorbei, stellten ihm den Fernseher ein, wenn sich die Kabelbelegungen mal wieder änderten und räumten seine Küche auf, wenn das Chaos Überhand nahm.
Ist mein Vater im Urlaub und auch die anderen nicht da, übernehme ich diese Aufgabe. Win kann eigenständig einkaufen gehen, er kocht leidenschaftlich gern und immer auf Vorrat, und er schaut eigentlich den ganzen übrigen Tag fern. Ganz laut. Tag für Tag. Und je älter die Generation meines Vaters wird, desto öfter übernehme ich nun die Aufgaben für Win. Erst die administrativen, und später dann auch alles andere. Das Spiel hat sich herumgedreht – nun helfen die anderen aus, wenn ich auf Reisen gehe. Zuallermeist in Myanmar, wo ich an verschiedensten Projekten mit NGOs mitarbeite und an einer buddhistischen Kloster-Highschool unterrichte.
Das bekommt auch Win mit. Weil er ja nicht sprechen kann und auch nur sehr sehr langsam schreiben, kritzelt er mir mehrmals das Wort ‚Burma‘ auf einen kleinen Notizzettel. Denn es ist vereinbart, dass er mir Post-Its vorbereitet auf denen er notiert, was so als Nächstes ansteht.
Wir beide haben mittlerweile unsere ganz eigene Form der Kommunikation. Beispielsweise ruft er mich öfter an, ich habe ihm ein Handy besorgt und ihn am neuen Gerät trainiert. Und da er ja nicht sprechen kann, stammelt er immer seinen Namen ins Telefon und ich antwortete ihm dann, wann genau ich demnächst vorbeischauen kann. Er ist immer da, wenn ich komme, obwohl ich natürlich längst auch einen Schlüssel zu seiner Wohnung habe, für den Notfall.
An einem schmuddligen Herbsttag zeigt mir einen Briefumschlag aus dem Jahre 1984, auf dem eine Absenderadresse plus Telefonnummer aus dem alten Rangun und heutigen Yangon vermerkt ist. Bei meinem gerade anstehenden Aufenthalt in Myanmar muss ich dann aber leider feststellen, dass die Nummer keinen Anschluss mehr hat und auch die Adresse nicht eindeutig zuzuordnen ist. Der Name derer Frau, die als Absenderin des Briefs vermerkt ist, die kennt leider auch niemand. Verwandte? Ehemalige Geliebte? Sackgasse.
Wieder zurück in Berlin, schreibt er mir nun Immer öfter ‚Burma‘ aufs Zettelchen – bis ich endlich begreife, dass er mitreisen will. Nee, nicht sein Ernst, oder?
Doch, es ist ihm sehr ernst. Und er lässt nicht locker. Möchte mir gar nicht vorstellen, wie es wohl wäre, mit einem Schlaganfall-Patienten, noch dazu leicht inkontinent, eine solche Reise anzutreten. Eines Tages dann öffnet er seinen Kleiderschank, darin ein kleiner Geldtresor mit Zahlencode, und er legt mir seinem Reisepass und knapp über 6.000 Euro auf den Tisch. Die hat er sich ganz offensichtlich über die Jahre von seiner Grundsicherung abgespart, welche wirklich nicht sehr üppig ist. Wie kann ich ihm diese Bitte hier noch abschlagen?
Also schliesse ich ein Deal mit Win: wenn das Sozialamt und sein Hausarzt einer solchen Reise zustimmen, dann würde ich schauen, was sich machen liesse. Zu meinem Erstaunen rät uns die Sachbearbeiterin bei der Sozialbehörde, nicht zu laut über unser Vorhaben zu sprechen und die knapp sechswöchige Reise einfach anzutreten. Noch klarer wird der Arzt: im Beisein seines betagten Patienten bemerkt er trocken, es wäre ja wohl egal, wo dieser gegebenenfalls sterben würde. In diesem Moment sehe ich den Triumph in Wins Augen blitzen.
Also ab zu meinem Lieblingsreisebüro, um zu erfahren, wie das ablaufen könnte. Kein Problem, wird mir dort bescheinigt, für solche Fälle gibt’s Rollstühle, Flughafenassistenten und Priority-Boardings. „Wie mit Kleinkindern?“ witzele ich. Ja, genau.
Spätestens jetzt wird mir klar, dass ich aus dieser Nummer nicht mehr raus komme. Jedenfalls nicht, ohne mein Gesicht zu verlieren. Win triumphiert noch mehr.
Da bald die extreme Heisszeit in Myanmar vor der Tür steht, muss jetzt alles ganz schnell gehen. Flüge gebucht, Koffer gepackt, Windeln als Notfallmassnahme ausgehandelt, Taxi bestellt. Und was soll ich sagen? Obwohl wir dreimal umsteigen müssen, werden wir in Frankfurt, in Doha und in Bangkok wie Könige behandelt. Teils mit Hubwagen vom Catering exklusiv zum Flieger gehievt, mal als Erste in der Kabine oder auch als Letzte kurz vorm Abheben. Mein Reisebüroagent hat perfekte Arbeit geleistet!
In Yangon, dem früheren Rangoon angekommen dann gleich die erste echte Herausforderung: in der Hektik der kurzen Vorbereitungszeit habe ich bei der Hotelplanung übersehen, dass unsere Reisekasse zwar ähnlich straff gestrickt ist wie bei mir sonst üblich – mein Reisegefährte aber längst nicht mehr so mobil ist wie ich. Also stehen wir vor den Treppenstufen meiner bevorzugten Pension im schönen Downtown Yangon, und ich frage mich ernsthaft, wie wir den alten Mann nun diese steile Stiege hochbekommen?
Je dämlicher die Situation, desto besser die Lösung, zeigt sich mal wieder. Denn meine Freunde von der Rezeption packen einfach mit an und schieben Win mit mir zusammen ins erste Stockwerk. Als wir dann abends zum Essen rausfahren, hat dies alles schon längst seine Routine, und Win ordert zur Stärkung einen ganzen Fisch süss-sauer in meinem Lieblingsrestaurant. Einem Laden, der nur von Einheimischen frequentiert wird und auch dementsprechenden einfachsten Charme hat. Aber hervorragendes Essen serviert. Ich staune, den Fisch hat mein Reisekompagnon binnen Minuten verputzt.
Am nächsten morgen machen wir uns dann gleich auf die Suche nach dieser Frau, von der keiner weiss, wer sie überhaupt ist. Fahren den Strassenblock entlang, der auf dem Briefumschlag vermerkt ist, den mir Win gegeben hatte. Es scheint aussichtslos, und auch der Taxifahrer hat keine Idee. Also steigen wir aus, und ich beginne mit meinen rudimentären Burmesisch-Kenntnissen wahllos Passanten in einer kleinen Seitenstrasse anzusprechen. So hangeln wir uns von Mann zu Frau, von Frau zu Kind und wiederum zu mehreren anderen Frauen. Bis tatsächlich eine von ihnen in strahlendes Lächeln verfällt und uns aufgeregt zu einer Haustür zieht. Plötzlich wird es laut, hin und her gerufen, gescherzt und gelacht. Und oben auf einem Balkon zur Straße hin steht Wins entfernte Cousine und staunt nicht schlecht, dass der entfernte Cousin noch am Leben ist.
Wieder eine steile Stiege hoch, wir sind ja nun schon geübt darin. Die Cousine spricht überraschend gut Englisch, Win strahlt über beide Wangen und ich erfahre, dass es hier in Myanmar eine wirklich große Familie meines Reisebegleiters gibt. Die jüngsten Sprösslinge dieser Familie sitzen dann bereits am nächsten morgen versammelt am Frühstückstisch unserer Pension. Keiner von ihnen kennt den verschollenen Onkel, aber alle sind glücklich, ihn zu sehen. Und sie versprechen, uns in Wins Stadt, nach Yamethin zu bringen.
Yamethin liegt auf halber Strecke zwischen der alten Hauptstadt Yangon und der zweitgrößten Metropole Mandalay. Eine staubige Kleinstadt mit Bahnhof, Hotel, mehreren buddhistischen Pagoden und einem Markt. Und wundervollen Menschen. Als wir dort mit dem Auto eintreffen, ist’s wie in einer schlechten TV-Reality-Soap – nur wirklich in echt und ohne fremdschämige Fernsehkameras: alle drei Schwestern von Win sind noch am Leben, sie schließen sich in die Arme und es scheint für einen endlosen Moment so, als würden sie nie mehr loslassen wollen.
Keine zwanzig Minuten später ist der ‚Ward Aministrator‘ (eine Art Blockwart) da und will unsere Papiere checken. Und uns mitteilen, dass wir hier im Familienanwesen mit unseren Touristen-Visa in Anbetracht der Rechtslage auf keinen Fall übernachten dürften. Nur im Hotel. Punkt.
Nun ist es in solchen Situationen immer ratsam, nicht allzuviel herumzudiskutieren – selbst wenn die Rechtslage zu dieser demokratischen Phase in Myanmar eigentlich mittlerweile alles andere als eindeutig ist. Und auch wenn gerade diese Geheimdienstleute schon immer zur unangenehmsten Sorte einer Gemeinschaft zählten, klopfe ich ihm kumpelhaft auf die Schulter. Gebe ihm freundlich zu verstehen, dass dies hier sowohl für Win als auch seine Geschwister ein ganz besonderer Moment ist und ich darauf zählen würde, dass er jetzt eine Lösung findet. Verstehe ja nur zu gut, dass er keine Unannehmlichkeiten haben wolle in seinem Revier.
Und was macht der Spion, in seiner Angst, alles wahrheitsgetreu nach Naypyidaw in die neue Hauptstadt berichten zu müssen?
Er antwortet: „Wenn ich ein Auge zudrücke für den alten Mann, dann sehe ich ja immer noch dich. Und du bist der richtige Ausländer!“ Um des Friedens willens einigen wir uns darauf, dass ich für die kommende Nacht ein Hotelzimmer für zwei Personen beziehe und Win bei seiner Familie bleiben darf. Und der Spion wolle dann am nächten Tag schauen, was er für uns tun könne.
Um ganz sicher zu gehen, fährt er mich und die beiden Reisepässe eigenhändig mit seinem Wagen zum Hotel und gibt sich erst dann zufrieden, als ich die Hotelzimmertür hinter mir verschließe.
Nach einer Nacht im schäbigsten Zimmer meines Lebens für stattliche 40 US-Dollar (ich verzichte sogar ganz auf die Bettwäsche und hülle mich stattdessen in meinen mitgebrachten Schlafsack auf einer sorgfältig ausgebreiteten Plastikplane) haben wir dann schon am nächtsten Tag die Erlaubnis, im Haus der Familie zu bleiben. Wieviel sie dafür berappen muss, wollen mir die Onkels leider nicht verraten.
In den kommenden Tagen lerne ich Wins Familie an, mit ihm zu kommunizieren, seine Eigenheiten zu verstehen und das Alltägliche zu bestreiten. Denn ich will ihnen den Raum lassen, den sie jetzt gemeinsam benötigen. Und zudem zwischendurch nach Mandalay fahren, um dort meine Schülerinnen und Schüler in der Kloster-Highschool zu unterrichten. Nach fünf Tagen setze ich mich also in den Zug und verspreche am nächsten Wochenende mit meinem Motorrad vorbei zu schauen und nach dem Rechten zu sehen.
Die sechs Stunden von Mandalay nach Yamethin auf der Honda sind eine Mördertour. Und noch heisser und und extrem schwül ist’s dann im Familienanwesen. Keine Klimaanlage dort. Ein quadratisches Gebäude, zwei Stockwerke hoch, aber mangels Ressourcen nur einstöckig mit mannshohen hölzernen Trennwänden aufgeteilt: für jede der drei Schwestern ein Viertel – Wins unbenutzter Anteil fungiert als Lagerraum. Wenn die eine Oma fern sieht, dann hören die anderen beiden mit. Und umgekehrt. Alle sind dennoch glücklich beieinander – aber als ich Montagfrüh wieder nach Mandalay aufbrechen möchte, bedeutet Win mir, dass er sich krank fühlt. Also bitte ich seine Familie, uns einen Arzt zu organisieren. Denn eine Klinik oder ein Krankenhaus gibt es hier nicht.
Wir landen schliesslich in einer Art Garage, ausgestattet mit einer Liege, einem Stethoskop, einem medizinisches Lexikon sowie ein paar verlorenen Schachteln Aspirin. Der sichtlich bemühte Arzt bescheinigt Win eine lebensbedrohliche Dehydrierung und rät uns, den alten Mann sofort nach Mandalay ins Krankenhaus zu bringen. Hier könne er ihm nicht helfen.
Also rase ich mit meiner Honda die sechs-Stunden-Strecke in rekordverdächtigen vier Stunden nach Mandalay, organisiere in unserer Kloster-Highschool ein klimatisiertes Gästezimmer und einen Arzt aus unserer Freiwilligen-Klinik. In der Zwischenzeit bringen Schwestern und Neffen Win mit einem angeheuerten Auto hierhin. Ich verpflichte seine jüngste Schwester, stets an seiner Seite zu bleiben (was sie auch wirklich fürsorglich tut), um eine Krankenhaus-Einweisung aufzutreiben.
Hierzu muss man wissen, dass die öffentlichen Krankenhäuser in Myanmar keine wirkliche Unterstützung bieten. Und gut ausgestattete Privatkliniken sind mangels Krankenversicherung extrem teuer – selbst für Europäer wie uns mit entsprechender Reisekrankenversicherung. Denn in Vorleistung gehen müssen wir allemal.
Als unsere Klosterklinik dann endlich einen Deal ausgehandelt hat, sitzen wir am nächsten Tag im Chefarztzimmer eines renommierten Privatkrankenhauses. Freundlicherweise behandeln sie Win auf meine Intervention hin zu Inlandskonditionen und nicht zum noch viel höheren Ausländertarif. Schliesslich ist Win doch Burmese, oder?
Der Arzt blickt irritiert auf Wins Blutwerte und konstatiert: laut Zahlen ist der Patient längst tot. Er verschreibt uns Flüssignahrung, isotonische Getränke und die dringende Aufforderung an Win, wieder regelmässig zu trinken und zu essen. Zurück im klimatisierten Zimmer instruiere ich dann seine Schwester mit dem Notwendigsten und sorge in den kommenden Tagen während meiner Unterrichtspausen immer wieder dafür, dass der Patient auch folgsam ist. Und tatsächlich erholt er sich, Schritt für Schritt – bis er nach zwei Wochen wieder feste Nahrung zu sich nimmt. Weil nun schon bald die Rückreise nach Berlin ansteht, müssen wir klären, ob Win überhaupt reisefähig ist. Obwohl seine Schwestern ihn täglich bearbeiten, doch besser für immer in Myanmar zu bleiben, gibt Win mir zu verstehen, dass er nach Hause, nach Deutschland möchte.
Am letzten Tag vor unserer Abreise, als der Arzt um Krankenhaus bereits sein OK zur Abfahrt gegeben hat, erfahre ich von Wins Schwester die Wahrheit über den eigentlichen Zweck dieser wahrhaft abenteuerlichen Reise von Berlin nach Yamethin:
Damals, vor 46 Jahren, als Win zum Studieren nach Deutschland gegangen ist, mussten seine allernächsten Verwandten eine unverhältnismässige hohe Pfandleistung an Geld beim burmesischen Staat hinterlegen. Nur um sicher zu stellen, dass er nach dem Studium auch wieder nach Burma zurückkehrt. Was er nicht getan hat. Und was dazu geführt hat, dass die Familie beinahe ihr Haus verloren hätte.
Win wusste das über all die Jahre nur zu gut, und vor Scham hatte er wohl den Kontakt abgebrochen. Die sechstausend Euro in seinem Tresor, abzüglich unserer Reisekosten, wollte er als Wiedergutmachung bringen und unbedingt unter seinen Geschwistern aufteilen. Was er mit meiner Hilfe auch getan hat.
Sechs Wochen nach unserer Rückkehr stirbt Win in Berlin – er hat noch nicht mal mehr seine Koffer ausgepackt.
Und für mich bedeutet das: drei Familien habe ich schon – die beiden meiner Großeltern, hier in Deutschland und in Myanmar. Und eine weitere deutsche meines Stiefvaters. Und seit dieser denkwürdigen Reise nun die vierte in einem kleinen burmesischen Örtchen namens Yamethin. Denn alle die dabei waren, werden niemals vergessen, was sich hier mit uns zugetragen hat. Niemals.
Mein Fazit – beruflich gesehen:
Bin unglaublich dankbar dafür, dass mich meine Lebenserfahrung so weit gebracht hat, auch diese Herausforderung mit Lust und Leichtigkeit anzunehmen und in den wirklich entscheidenden Augenblicken auf Techniken zurückgreifen zu können, die aus verschiedensten Projektmanagementmethoden stammen. Nicht die tunnelartige ausschliessliche Fokussierung auf eine dieser Methoden, sondern die intuitive Abwägung und der wohlüberlegte Einsatz einzelner Elemente waren beste Grundlage für mich, stets eine akzeptable und meistens auch gute Entscheidung zu treffen. Und wenn nicht, dann konnte ich mich später aufrichtig dafür entschuldigen, ohne mein Gesicht zu verlieren.
Und: gerade im interkulturellen Kontext sind die Dinge meist nicht so wie sie uns aufgrund unseres eigenen Hintergrunds erscheinen. Es bedeutet vielmehr genau hinzuhören und hinzuschauen und die eigenen Wertungen auch mal hintenan zu stellen. Was nicht heisst, dass ich keine Meinung haben darf. Aber auch die kann sich schnell ändern – und nicht immer muss ich sie gleich zu Beginn allen Beteiligten um mich herum kundtun. Eine Herausforderung, die auch mir manchmal noch nicht so ganz leicht fällt. Die zu meistern aber echte Weisheit bedeutet.
Anmerkung: In Myanmar gibt es seit 2021 nach der Machtübernahme einer Militärregierung gewaltsame Auseinandersetzungen. Bislang sind dabei mindestens 5.000 Zivilisten ums Leben gekommen, auch einige Freunde von mir. Aufgrund von regelmässigen Stromausfällen und Abschaltungen des Mobilfunknetzes habe ich derzeit nur sehr eingeschänkten Kontakt mit meinen Familien dort.